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Posts Tagged ‘Franzosen’

Liebe Leserinnen und Leser,

dieses Weblog ist umgezogen und hat seine eigene Internetadresse bekommen. Auf http://www.lydiansquirrel.de geht die Reise weiter. Ich freue mich, Euch dort zu sehen, auf Eure Kommentare und Eure Feed-Abos.

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Habe ich nicht schon einmal geschrieben, dass ich die Franzosen liebe? Das habe ich zweifellos bereits getan. Ich liebe sie dafür, direkt auf einen Menschen zuzugehen, wenn sie dich sympathisch finden. Sie finden Menschen sympathisch, die ihre Sprache sprechen. Sie antworten grundsätzlich jedem, der sie anspricht. Selbst ein Bettler fragt mich nach einem «Bonjour Mademoiselle» höflich nach etwas Kleingeld, worauf ich ihn ansehe und mit einem bedauernden Gesicht antworte «J’suis désolée.» In Deutschland wäre ich angehauen worden, auf die rabiate Art. Ich hätte es entweder ignoriert oder hätte mit einem «Nein Danke» abgeschmettert. Hier unterhält man sich auch mit dem Punk auf der Straße und gibt, wenn man nicht wenigstens eine Zigarette für das Herrchen hat, seinem Hund ein Leckerli.

In Carcassonne suche ich die Rue Verdun. Dort, am Fuße der Cité hat einst Joë Bousquet gewohnt, sagt mein Reiseführer. Er war Schriftsteller und seit seiner Verwundung im Ersten Weltkrieg am Rückgrat gelähmt. Welche Ironie, dass er ausgerechnet in der Rue Verdun gelebt hat. Direkt nebenan ist das Katharer-Museum. Die Katharer lassen mich seit Narbonne nicht mehr los. Ich will wissen, was es mit ihnen auf sich hatte.

Auf dem Weg zur Rue Verdun überquere ich den Place d’Aude. «Ma-dö-moa-sellö!» Ich erkenne diesen Akzent, diese Art, jede einzelne Silbe so übertrieben deutlich auszusprechen, dass es nicht mal mehr grotesk ist. Es ist die Mademoiselle mit der Körperlotion für die «lèvres sèches». Ich entdecke sie in einem der Cafés mit denen der Platz gesäumt ist. In einem von ihnen habe ich heute Vormittag ein zweites Frühstück gegessen. Sie fragt mich, wie es mir geht. Gut sage ich. «Et vous?» Das Wetter sei ja so schön heute, da habe sie sich in ein Café gesetzt, um die Sonne zu genießen. Der Akzent bricht niemals ab, wird niemals flüssiger. Ihr französisch bleibt eine bizarre Verballhornung dieser Sprache.

Ich erzähle ihr, ich sei auf der Suche nach der Rue Verdun und könne sie nicht finden. Ja, das Katharer-Museum wolle ich besuchen. Die Ma-dö-moa-sellö kennt die Straße. Sie ist nur zwei Straßen weiter vom Place d’Aude. Ich verabschiede mich von ihr und gehe in die Richtung, in die sie gezeigt hat. Wenige Minuten später biege ich in die Rue Verdun ein und finde den Eingang zum Museum. Es ist kurz vor Mittag. Ich habe schon festgestellt, dass die Mittagspause von zwei bis drei Stunden Länge heilig sind. Deshalb gehe ich erst gar nicht hinein, sondern beschließe, am Nachmittag wiederzukommen.

Statt das Museum zu besuchen, besorge ich Briefmarken für die Postkarten, die ich von jeder Station aus verschicke. Meine Eltern bekommen eine, Benjamin und die WG. Sie bekommen eine Karte von jeder meiner Stationen. So ausgerüstet setze ich mich in ein Café und bestelle grünen Tee mit Jasmin (dieses Café ist eines der wenigen mit Teeauswahl). Der Kellner bringt den Tee. Ich packe meine Postkarten, Briefmarken und Füller aus und beginne zu schreiben. Um eins breche ich auf. Ich bin fertig mit meinen zehn Postkarten, also bezahle ich und ziehe weiter. Ich möchte noch etwas sehen, bevor ich morgen wieder abreise. Ich suche eine Kirche, die ich besuchen kann, obwohl ich mittlerweile von Kirchen die Nase voll habe, mögen sie auch noch so schön und prachtvoll sein.

War es an diesem Tag, als mich der junge Mann ansprach? Ich bin mir nicht mehr sicher. Ich habe die drei Tage in Carcassonne hauptsächlich auf den Straßen der Stadt verbracht. Trotzdem erinnere ich mich nicht mehr an den Namen der Straße. Nein, es ist nicht sonderlich wichtig, weil der junge Mann in dieser Geschichte nicht weiter wichtig ist. Ich habe ihn nur bemerkt. Er steht auf der anderen Straßenseite, doch ich wüsste den Namen der Straße selbst dann nicht, wenn die Straßen, die übrigens quadratisch angeordnet sind, nach einem Schachbrettmuster benannt wären – mit der Porte des Jacobins als Orientierungspunkt. Es ist westlich der Porte, in Höhe der Place de l’Aude in einer Parallelstraße der Rue Georges-Clémenceau.

Den restlichen Nachmittag verbringe ich abwechselnd im Katharer-Museum, in dem eine Schulklasse gerade dabei ist, neues über ihre Vorfahren zu lernen, und dem Museum über Joë Bousquet, in dem Handschriften, Fotos und sogar sein altes Arbeits- und Schlafzimmer ausgestellt werden. Die ganze Wohnung ist so belassen, wie zu Lebzeiten des Schriftstellers: Wo Stufen sind, führen Rampen entlang, damit Bousquet sich mit dem Rollstuhl frei bewegen konnte. Vor allem das Zimmer sieht so aus, als könnte er noch in dem Bett liegen.

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Ich schlafe nicht alleine in der Jugendherberge. Meine Zimmergenossin kommt aus Paris. Sie besucht ihre Mutter hier für einige Zeit. Am Vormittag verlässt sie die Cité und geht hinunter in die Stadt, wo ihre Mutter wohnt. Sie heißt Hélène. Ich habe mich mit ihr heute früh unterhalten nachdem ich vom Frühstück zurück gekommen war, um meine Sachen für den Tag zu packen. Sie geht durch die Stadt mit einer Aufmerksamkeit, die mir bisher fehlt. Heute Abend gäbe es ein Café Philosophie im Café «La Comédie»; morgen gäbe es ein Konzert im Châpeau Rouge.

An diesem Abend kehre ich nicht mehr zurück in die Cité. Ich besuche eine Buchhandlung. Ja, ich habe den Fehler bereits in Montpellier begangen, kann mich aber nicht beherrschen. Ich weiß nicht mehr, welches Buch ich dort kaufe. Ich suche «L’Amant» von Marguerite Duras. Es ist mein Lieblingsbuch. Mein literarisches Vorbild. Der Buchladen hat es nicht. Ich glaube fast, ich kaufe kein Buch hier und doch bin ich mir sicher, dass ich den Buchladen mit einem neuen Buch verlasse. Es ist «L’Amour». Weil es noch früh am Nachmittag ist, gehe ich in ein Café, das mir gefällt. Es ist nicht «La Comédie». Ich bestelle Tee und Kuchen und vertiefe mich in das Buch, in dem ich jedes zweite Wort in dem kleinen Wörterbuch heraussuchen muss, um den Text zu verstehen.

Am Abend gehe ich ins Café «La Comédie». Hier wird an den nächsten Abenden meine Heimat sein, beschließe ich. Um viertel vor sechs ist das Café fast leer. Ein Monsieur unterhält sich angeregt mit zwei Gästen und sieht mich erwartungsvoll an, als ich à la française mit schwarzem Barett den Raum betrete. Ich erwidere seinen Gruß und setze mich an einen Tisch. Eine Frau betritt das Café. Sie sieht etwas verwirrt aus. Ich schätze sie in ihren sechzigern. Ich bestelle einen grünen Tee mit Minze. Wer immer den erfunden hat, sollte an die Wand gestellt werden, gemeinsam mit demjenigen, der die Unart erfunden hat, jeglichen charakteristischen Geschmack in Vanillearoma ertränken zu müssen. Die Frau hat inzwischen am Nebentisch Platz genommen und wühlt in einer billig aussehenden Handtasche. Sie scheint gefunden zu haben, wonach sie suchte und holt eine Plastikflasche hervor. Es ist Körperlotion. Aber sie legt sie nicht beiseite, um etwas anderes in ihrer Handtasche zu suchen, nein, sie hebt die Flasche hoch an ihr Gesicht, zu ihrem Mund. Sie lässt einen Klecks Körperlotion heraus spritzen und verreibt die Lotion über ihrem geschlossenen Mund und zwar so, dass ein Rest der Lotion noch zwei Stunden später an ihrer Oberlippe zu sehen sein wird. Sie scheint meinen irritierten Blick bemerkt zu haben. Sie fühlt sich bewegt, sich mir zu erklären: «J’ai des lèvres sèches» – Ich habe trockene Lippen.

Sie spricht das Französisch sehr langsam. Beinahe überdeutlich. Wenn ich sie nicht für eine Französisn halten würde, könnte ich glauben, sie habe es soeben erst gelernt. Sie spricht alle Endungen und Vokale aus, die sonst verschluckt werden, die nicht ausgesprochen werden. Vielleicht bemüht sie sich um eine deutliche Aussprache. Ihre Vokale sind aber von derartiger Klarheit, wie man sie sonst nur von französischen Muttersprachlern hört. Ebenso verhält es sich mit ihrer Sprechmelodie. Es könnte eine wahre Freude sein, denke ich, ihr beim Sprechen zuzuhören, würde sie es nicht so langsam und betont tun. Erst jetzt fällt mir auf, dass ihre Füße nackt sind. Sie stecken nackt in Sandalen. Sie sind gepflegt, die Nägel mit neon-gelbem Nagellack bemalt. Draußen aber ist es herbstlich kühl, kein Wetter für Sandalen.

Der Professor ist sehr interessiert. Er kennt seine Schäfchen, seine Schüler. Jeden einzelnen. Mich kennt er noch nicht. Er kommt zu mir und spricht mit mir, fragt mich, woher ich komme, wer ich sei. Ich antworte ihm auf seine Fragen. Ich verstehe ihn gut. Ich sage, ich spreche nicht so gut französisch, aber ich verstehe schon sehr gut und ich sei gespannt, was ich hier heute Abend erfahren würde.

Das Café Philo, das lerne ich sehr schnell, ist keinesfalls eine lockere Plauderstunde am Stammtisch. Nein! Sie nimmt sich wichtig wie ein Seminar an der Universität. Es gibt Hausaufgaben. Meine habe ich nicht gemacht. Ich bin neu. Das Thema heißt «La philosophie n’est rien sans langage». Der Professor wird die meiste Zeit sprechen an diesem Abend. Seine Zuhörer sind seine Studenten, seine Schäfchen, die ihm aufmerksam zuhören, Fragen stellen und manchmal auch widersprechen.

Die Frau mit den Neonnägeln gehört auch zu seiner Entourage. Das habe ich schnell begriffen. Eine weitere Frau und ich stellen uns als Débutantes vor. Er erklärt die Regeln: Jede Woche bekommen die Teilnehmer Texte zu lesen auf, über die in der nächsten Sitzung gesprochen werden soll. Anders funktioniert Philosophie nicht. Das ist klar. Der Rest ist ein Uni-Seminar, nur dass dabei Café, Tee, Perrier und etwas zu Essen bestellt wird.

Das Thema scheint mir einleuchtend: «La philosophie n’est rien sans langage» Ohne Sprache ist die Philosophie nichts. Meine Laienhafte Übersetzung macht aus der «Philosophie» wahlweise «Weisheit der Sprache» oder «Weisheitsfreundlich». Doch anstatt über das Thema zu sprechen – auch das ist ganz wie an der Uni – darüber, was Philosophie und die Sprache verbindet und welche Rolle Sprache spielt, behandeln wir Themen der Philosophie. Ich mische mich nicht in das Gespräch ein. Das traue ich mich dann doch noch nicht zu. Ich höre nur zu.

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Es ist schwer, hier ein Mittagessen zu finden, das essbar ist und gleichzeitig in mein Reisebudget passt. Denn hier besteht der Mittagstisch nicht einfach aus einem Gericht und einem Getränk. Es sind ganze Mittagsmenüs mit mindestens drei Gängen: Entrée, Plat, Fromage ou Dessert und Café. Der Preis, den man bereit zu zahlen ist, bestimmt den Inhalt des Menüs.

Das Essen in zwei Gängen habe ich ja schon bei Georges und Morgane kennen gelernt, wobei das Dessert auch einfach aus einem Joghurt oder einem Apfelkompott bestehen kann. Große Augen gibt es allerdings, wenn Crème Brûlée, Crème Caramel oder Mousse au Chocolat angeboten werden. Bei Morgane gab es meistens noch einen Aperitif: au choix aber gerne Muscat, wenn der schonmal aus Rivesaltes kommt. Einen unförmlichen Entrée aus Käse, Baguette und Pâté gab es auch noch – wer auch immer Pâté erfunden hat, sei heilig.

Denn wenn es sich auch nicht großartig von Leberwurst unterscheidet – was es im Fall von Pâté Foie auch nicht ist – so ist die Blockform, in der dargeboten wird, doch um einiges ansehnlicher als die Wurst aus einem Schweinedarm zu quetschen. Im Gegenteil dazu bleibt die Pâté in ihrer Blockform und die Esser betätigen sich künstlerisch wie Bildhauer an einer Skulptur, wenn sie die Masse auf ihr Baguette streichen.

Auf der Suche nach einem Regenschirm und einem Mittagessen mache ich mich an den Abstieg. Ich nehme den direkten Weg. Den, den ich gestern auf dem Rückweg von der Stadt in die Cité gefunden habe. Es dauert nur zwanzig Minuten. Die Mittagspausen sind hier heilig, stelle ich fest: Das Museum schließt für zwei, drei Stunden. Auch die Kirchen haben geschlossen. Ich will zurückkehren sobald auch das Schloss wieder geöffnet hat und meinen Rundgang fortsetzen. Ich werde nicht zurückkehren bevor es schließt. Ich lasse mein Ticket verfallen und gehe in die Stadt.

In dem Trubel aus trüben Wolken, Wind und Nieselregen suche ich einen Ort, an dem ich mich etwas ausruhen kann. Ich bin rastlos. In meiner Rastlosigkeit fällt mir ein junger Mann auf. Er steht auf der anderen Straßenseite. Er fällt mir nicht auf, weil er besonders auffällig gekleidet ist oder besonders schön ist. Es ist sein Blick, der mir ins Auge sticht. Er ist unbeirrbar auf mich gerichtet. Ich sehe zweimal hin. Sein Blick haftet auf meiner Person. Hier sagt man «Il est scotché.» Ich bin mir sicher, dass er den Blick nicht von mir abwenden wird, egal, was ich tue.

Ich wechsle die Straßenseite mit einigem Abstand zu ihm. Er kommt auf mich zu, spricht mich an. Er will die Uhrzeit wissen. Sicherlich hat er sich die ganze Zeit, in der er mich angestarrt hat, gefragt, ob ich sie ihm wohl sagen würde. Es ist halb zwei am Nachmittag. Ich sage ihm die Uhrzeit, will mich schon abwenden, weitergehen, da höre ich ihn wieder reden. Er bietet mir ein Glas an. Ich verstehe ihn nicht. Er ist aufgeregt. Seine Stimme ist leise und brüchig. Er hat die Kontrolle über sie verloren. Er fragt mich noch einmal, ob er mir ein Glas anbieten könne. Diesmal verstehe ich, was er meint. Ich lehne das Angebot freundlich ab. Ich entschuldige mich, sage ihm, dass ich noch einiges zu erledigen hätte an diesem Nachmittag. Ich denke an Daniel. Das ist einer seiner typischen Reflexe: Ein Fremder spricht ihn an. Er wahrt mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mittel seine Distanz, lässt niemanden an sich heran. So auch ich an diesem frühen Nachmittag. Ich will mich schon von ihm abwenden, da sieht er mich an und sagt, er wolle mich wissen lassen, dass ich sehr schön sei. Ich lächle. Er wiederholt, ich sei sehr schön. Ich fühle mich geschmeichelt. Mir schmeichelte schon sein zaghafter Versuch, mich anzusprechen. Ich wende mich um, ein Lächeln auf den Lippen. Ich gehe um die nächste Ecke nach rechts, zurück in den Trubel der Stadt.

Es wird nicht lange Zeit später sein, ich frage mich bereits als ich mich abwende, was ich zu verlieren hätte, etwas mit ihm zu trinken. Ich habe nichts bestimmtes vor an diesem Nachmittag. Ich kenne niemanden in dieser Stadt. Wieso also eigentlich nicht? Ich kehre nicht um. Ich bleibe auf meinem Weg.

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Ich stelle fest, dass ich mich langsam hier heimisch fühle. Mit «hier» meine ich Rivesaltes. Ich stelle auch fest, dass mir das immer dann passiert, wenn ich ein paar Tage am gleichen Ort zugebracht habe. Das Gefühl, das mich nach dieser Zeit erfasst, ist eine Mischung aus Trägheit und Rastlosigkeit. Hier bin ich schon einen Tag länger geblieben als in den anderen beiden Städten und länger als eigentlich gedacht war. Aber so ist das mit Plänen Reisender: Sie wechseln wie der Wind die Richtung. Mein Wind bläst aber konstant von den Bergen. Er ist kalt.

Als Nicolette gestern Abend zu mir in Morganes Büro gekommen war, um sich zu verabschieden, lief alles ganz schnell: Plötzlich konnte ich es nicht mehr erwarten, in diesen Zug zu steigen und in die nächste Stadt zu fahren. Ich habe für dieses Mal keine Couch gefunden und werde in einer Jugendherberge übernachten müssen. Besser als unter der Brücke ist das allemal, wenn es auch die Reisekasse ein wenig stärker strapaziert. Dafür ist sie aber auch sicherer. Zudem liegt die Herberge mitten in der mittelalterlichen Cité de Carcassonne, der Hauptattraktion der Stadt und der Grund, weshalb ich dort hin fahre. Und was die Reisekasse angeht, besteht ja noch die Möglichkeit, es Rod Steward gleichzutun und Straßenmusiker zu werden.

Ehe ich mich versehe, ist die Reise geplant: Ich buche ein Bett mit Frühstück und bin einmal mehr froh, mir für diese Reise etwas Plastikgeld eingepackt zu haben. Ein Frühstück zur Übernachtung ist hier übrigens nicht üblich, wie es zuhause der Fall ist, obwohl das Frühstück sicher die günstigste Mahlzeit ist, die man hier einnehmen kann: ein Café und ein Croissant oder Milchbrötchen, fertig. Allerdings ist der Café hier, in der Nähe der spanischen Grenze, ein wenig enttäuschend klein. Es ist schon eher ein Espresso. In der Jugendherberge gibt es glücklicherweise ein Frühstück. Wie viel Glück das ist, soll ich aber erst später erfahren. Ich suche mir den Weg vom Bahnhof zur Jugendherberge heraus und der Trip ist geplant. Jetzt stehe ich hier, an diesem verlassenen Bahnsteig, an dem alle zwei Stunden ein Zug hält, wenn man Glück hat, und warte auf meinen.

Ich hätte vielleicht auch noch da bleiben können, Morgane und die anderen weiter bekochen können. Aber irgendwann wird es Zeit, zu gehen. Spätestens wenn die Koffer gepackt sind und alles wieder so hinein gepasst hat, wie noch vor zwei Wochen, will ich los. Weiter ziehen. Ich fühle den kalten Wind aus den Bergen in meinem Nacken und höre dazu wieder einmal Keith Richard an der Gitarre und Bob Dylan an der Mundharmonika und zwischendurch singt er: «How does it feel? How does it feel to be on your own with no direction home. Just like a rolling stone.»

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Der erwartungsvolle Blick zum Horizont – dort, wo die Schienen sich treffen – wird endlich mit einem Funkeln belohnt. Meine Wäsche, die ich gestern in einem Waschsalon in Rivesaltes gewaschen und anschließend in Morganes Garage aufgehängt hatte, war zum Glück trotz des kühlen Windes noch rechtzeitig zu meiner Abfahrt trocken geworden. Ich hatte sie abgenommen und mit meinen anderen Sachen in meine Taschen eingepackt. Der Wind sollte mich mitnehmen, mit fort, in eine andere Stadt: Carcassonne.

Gestern hatte ich noch für Morgane und ihre Familie eingekauft und Krautrouladen zum Abendessen gekocht. Als sie in Morganes Studio kamen und mich kochen sahen, waren die Augen groß. «Ce boulot!» Es war wirklich eine große Arbeit gewesen. Ich hatte es nur nicht mitbekommen. Wenn ich mich einmal in das Kochen vertieft hatte, war es wie der Marsch nach Narbonne Plage: Es war Meditation. Ein Handgriff folgte dem nächsten: Ich setzte Gemüsebrühe auf – um mir Arbeit zu sparen arbeitete ich mit Brühwürfeln. Ich suchte mir die größten und schönsten Wirsingblätter aus, schnitt die Strünke so glatt, dass ich sie später einfach rollen konnte. Dann blanchierte ich die Blätter, tupfte sie trocken und legte sie zur Seite.

Das Hackfleisch war als nächstes dran: Ich würzte es mit Pfeffer und Salz, gab ihm mit ein paar Eiern und eingeweichtem Baguette die gewünschte Bindung und füllte die durch das Blanchieren leuchtend grünen Wirsingblätter mit der Masse. Damit die Päckchen sich nicht öffneten, schnürte ich sie mit Schnur zu.

Nun kam mein Lieblingsschritt: Ich briet die Rouladen scharf an. Ich mag das Aroma von leicht scharf angebratenem oder gebackenem. Ich habe mir einmal erklären lassen, das käme von der in der menschlichen Evolution angewöhnten Erkenntnis, dass gegarte Speisen leichter bekömmlich seien als rohe und dieses Röstaroma dem Menschen bis heute instinktiv signalisiere, dass das Essen, das er verzehren möchte, gar und gut verdaulich ist. Der Backofen erledigte den Rest während ich die Kartoffeln in der Gemüsebrühe kochte und meine Gäste mit Baguette und Pâté zum Hors d’Oeuvre bat.

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Unsere Pläne für heute Nachmittag sind groß: Wir wollen ans Meer fahren, zu einem der berühmten Katharer-Schlösser, oder nach Perpignan. Wir steigen schließlich auf Fahrräder und fahren los. Wenn wir aus dem Ort herausfahren sind wir plötzlich am Bambusüberwucherten Flussufer. So muss es bei Marguerite Duras in Vietnam ausgesehen haben; damals, in ihrer Kindheit: Die Straßen bestehen aus Sand und Schotter, und überall entlang des Flusses tauchen Teiche aus dem Dickicht auf. Sie sind mit Seerosen bewachsen und Schilf. Es schwirren Libellen umher und Vögel.

Ein Stück weiter sieht die Umgebung wieder ganz anders aus: Landstraßen und Weinberge. Wir halten an und schlagen uns in den Weinberg. Das ist der Muscat, erklärt Morganes Vater, Christophe. Ich nehme eine Rebe ab und probiere die prallen Trauben. Das also ist der berühmte Muscat, den ich vorhin als Aperitif getrunken habe. Sie sind wirklich sehr süß, lecker und klebrig.

Das Wetter ist nicht besonders heute. Letzte Nacht hat sich der Himmel zugezogen und steht nun ganz grau über uns. Das gedämpfte Licht und die Sonntagsstimmung, bei scheinbar niemand hier auf der Straße ist, tauchen die Szene in ein geisterhaftes Licht. Langsam scheint die Sonne untergehen zu wollen. Wenn wir noch zum Schloss kommen wollen, müssen wir uns beeilen.

Wir kommen nicht ans Schloss. Wir kommen bis zur nächsten Ortschaft, Espira de l’Agly heißt sie. Morganes Vater kennt sie noch aus Kindertagen. Er führt uns auf den Rädern herum; zeigt uns alles: Sein Geburtshaus, die alte Kirche «l’eglise Sainte Marie». Sie ist schon Jahrhunderte alt. Im Mittelalter gebaut.

Die Kirche der heiligen Maria von Espira de l’Agly. Gebaut zwischen 1086 und 1134. Die Bauart ist romanisch. Das menschliche Leben hier ist über 60.000 Jahre alt. Damals begruben die Menschen ihre Toten in Höhlen. Die Kirche ist wie viele der Gebäude ihres Alters, die bis ins Jetzt übderauert haben aus verschiedenen Epochen zusammengewürfelt: Sie wurde erbaut und zerstört, wiederaufgebaut, etwas wurde angebaut. Sie wurde erweitert. Einmal teilten sich ein Mönchs- und ein Nonnenkloster das Gebäude mit dem spätromanischen Eingangsportal.

Espira de l’Agly ist nicht groß, obwohl es so alt ist. Manchmal bin ich über diesen Umstand verwundert. Ja, es gibt Zeiten, an denen ich nicht verstehen kann, wie Städte zu riesigen Metropolen wachsen konnten, die um einiges jünger sind. Mich fasziniert die Tatsache, dass andere Städte – jüngere und ältere – längst untergegangen sind. Aber vor allem sind es kleine Städte wie Espira de l’Agly, die sich nie entwickelt zu haben scheinen. Es hat nur knapp 3000 Einwohner. Es gibt Städte wie diese, die niemals größer werden und niemals verschwinden.

Wir verlassen Espira de l’Agly. Wir kommen wieder in einen dieser Dschungelwege. Von den süßen Trauben habe ich großen Durst. Wir fahren in den Garten von Morganes Vater, Christophe. Es ist kein wirklich schöner Schrebergarten. Es ist ein Garten, der den französischen Häusern und der südfranzösischen Nonchalance bis ins kleinste Detail entspricht: Anstatt von ordentlich, rechteckig angelegten Beeten gibt es Beete, auf denen Christophe etwas Gemüse und Salat anbaut. Es gibt ein Gartenhaus, das aber eher ein Schuppen ist und es gibt eine Mülltonne.

Christophe hebt den Deckel an und der deutsche Frankreichkenner, der noch nie zuvor hier war, könnte in dem Moment annehmen, Christophe züchte hier seinen Delikatessenvorrat für schlechte Zeiten: In der Mülltonne steht das Wasser bis knapp unter den Rand und drinnen tummeln sich etwa ein halbes Dutzend Frösche. Einige versuchen wegzuschwimmen, doch in ihrer Wassertonne kommen sie nicht weit. Andere schaffen es, etwas Halt unter den Füßen zu bekommen und springen in hohem Bogen über den Tonnenrand in die Freiheit. Wenn die wüssten …

Es wird immer dunkler um uns herum und wir schlagen den Heimweg ein. Christophe bleibt an einem Haus stehen und deutet mit einem gewichtigen Blick auf dessen Fenster: «C’est la maison de la famille Joffre et de Joseph Joffre. C’est sa maison de naissance.» erklärt er in seinem südfranzösischen Akzent, in dem der Nasallaut mehr wie ein ng ausgesprochen wird. Das nimmt der Sprache seine ganze Eleganz finde ich.

Joseph Joffre ist der Held von Rivesaltes. Hoch zu Ross steht er auf dem Grand Place vor dem Rathaus, gleich hinter dem Bahnhof. Er ist das große Kind der Stadt. Ein Marschall im zweiten Weltkrieg. Es gibt ein Museum über Maréchal Joseph Joffre hier. Und tatsächlich war er ein hohes militärisches Tier seiner Zeit, denn immer wieder auf meiner Reise stoße ich auf diesen Namen: In Parks, Straßennamen und Häusern.

Man merkt, dass die Franzosen stolz sind auf den ersten Weltkrieg und dessen Ausgang. Auf den zweiten scheinen sie nicht ganz so stolz zu sein, denn wie sonst könnte man erklären, dass ich nichts sehe, nichts erfahre – erst später, nachdem ich lange wieder zuhause bin und die Reise aufarbeite – vom Camp Rivesaltes oder dem Camp Joffre, wie es auch genannt wird? Von den Greueltaten des Vichyregimes an diesem Ort? Ich erfahre zumindest nichts von Morgane oder ihrer Familie, obwohl es mir scheint als seien alle waschechte Rivesaltais, wie man die Menschen nennt, die hier leben.

Es gibt ein Museum über das Camp Rivesaltes. Das Museum ist das Camp. Es wurde 1938 errichtet und diente seit 1939 als Internierungs- und Konzentrationslager. Vor allem Juden aus Baden und der Pfalz waren dort eingesperrt. Im Jahr 1942 wurden 2251 Juden von hier ins KZ-Auschwitz deportiert, um dort ermordet zu werden. Menschen, die geflohen waren, sich in Frankreich sicher glaubten – bis die Nazis kamen. Unter diesen Menschen waren 110 Kinder.

Eingestellt wurde der Betrieb des Lagers nach dem Krieg aber keinesfalls. 1939 wurden hier zusätzlich Anhänger der Retirada untergebracht, die nach dem Sieg Francos nach Frankreich geflüchtet waren. In den 1960er Jahren waren es dann die Harkis – jene Algerier, die den französischen Truppen während des Algerienkriegs geholfen hatten und sich zur französischen Republik bekannt hatten. Bis ins Jahr 2007 sollen hier noch Flüchtlinge aus Algerien leben; in Baracken, die längst verfallen sind. Heute ist das Lager eine Gedenkstätte.

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Habe ich schon einmal von dem französischen Essen berichtet? Ich glaube, in Montpellier und Narbonne bin ich außer dem guten Baguette, dem Wein und dem Käse noch nicht mit viel davon in Berührung gekommen. Ich meine, in Rivesaltes darf ich zum ersten Mal an einem richtigen französischen Sonntagsessen teilnehmen. Nicht ganz zum ersten Mal, denn ich kann mich noch an den Schüleraustausch nach Frankreich erinnern.

Die Franzosen lieben das Essen. Man sieht es ihnen förmlich an: Die Lebensmittel im Supermarkt sind nicht so herumgeworfen. Alles sieht sehr schmackhaft aus. Es ist teuer, keine Frage. Aber dafür sind die Häuser nicht selten ein wenig herunter gekommen, und die Autos. Die Prioritäten sind andere, nämlich beim Essen: Mousse de Canard, Foie Gras oder Confit de Canard lassen sie sich etwas kosten. Der französische Supermarkt ist vergleichbar mit der Lebensmittelabteilung höherwertiger Kaufhäuser in Deutschland. Die Preise sind aber die gleichen.

Wir beginnen mit einem Aperitif. Es gibt Knabbereien und den für Rivesaltes typischen Muscat – ein sehr süßer Aperitif-Wein, der hier angebaut und hergestellt wird. Wir können wählen: Es gibt Muscat und Wermut oder Pastis. Ich weiß nicht mehr genau, was zur Auswahl steht, denn ich habe bereits im Reiseführer vom Muscat gelesen und entscheide mich dafür. Ich denke darüber nach, einige Flaschen zu kaufen und mit nach Deutschland zu nehmen, als Andenken oder Mitbringsel. Doch der Gedanke, an mein ohnehin schon mit Büchern unnötig erschwertes Gepäck lässt mich die Idee wieder verwerfen. Jetzt, wo ich weiß, wie schön es hier ist, und wo ich hier Leute kenne, werde ich zurückkommen und dann einige Flaschen importieren.

Wir gehen nach oben zu Nicolette und Jean. Sie haben die Familie zum Essen eingeladen. Die Mutter ist nicht dabei. Sie ist ein paar Tage verreist und kommt erst morgen wieder, wenn ich bereits in Carcassonne sein will. Es gibt ein interessantes Gericht. Ich meine, es heißt «Pot au Feu» übersetzt: frei übersetzt «Topf vom Feuer.» Es ist nichts weiter als Fleisch, das in einem großen Topf Wasser mit viel Gemüse und wenig Salz gekocht wird. Es erinnert mich an Eintopf. Nur anders als beim Eintopf werden das Fleisch und das Gemüse nicht in kleine Stücke geschnitten, sondern kommen als ganzes ohne die Suppe auf den Teller. Dazu gibt es dann eine Beilage, Reis oder das, was ich als Couscous bezeichne: Es sieht aus wie Reis, nur kleiner.

Die hochgelobte französische Küche ist ein wenig fad, finde ich. Ich muss gut salzen, damit es schmeckt. Ich persönlich hätte noch ein paar Gewürze zugefügt und es pikanter gemacht. Die französische Küche ist mein Maggi- und Salz-verwöhnter Gaumen eben noch nicht gewöhnt.

Das schöne aber an den französischen Essgewohnheiten ist: Es gibt immer einen Nachtisch. Heute gibt es Fruchtjoghurt. Weil Nicolette auf ihre Figur achtet, gibt es ihn in der Diätvariante. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es Franzosen gibt, die freiwillig Diätprodukte kaufen. Auch eine Sache, von der ich nichts halte. Ich habe früher tatsächlich hin und wieder reduziert genascht und irgendwann festgestellt, dass 2,3 Prozent mehr Fett in der Milch durchaus schmecken. Ich liebte meine belegten Brote gleich umso mehr, wenn ich den Belag mit Butter unterlegte. Ich esse fetten Käse, fettes Fleisch, trinke Vollmilch und nehme aus Absicht den Vollfettquark. Ich esse die normalen Kartoffelchips und backe meine Kuchen mit Butter – ein kleiner Luxus, ich weiß, aber das solltet ihr unbedingt versuchen; der Unterschied ist erstaunlich. Ich esse lieber weniger, aber dafür schmeckt es. Zugenommen habe ich davon bisher nicht.

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Es ist Sonntag. Das Wetter ist schon nicht mehr so schön wie in den letzten Tagen. Der Himmel ist zugezogen, wolkenverhangen und der Wind gestern Abend hat kalte Luft hergebracht. Wie es an einem Sonntag so üblich ist, schlafen wir lange. Ich stehe sogar noch vor Morgane auf. Die Katzen sind schon unterwegs. Hatte ich erzählt, dass bei Morgane, Jean und Nicolette vier Katzen herumlaufen? Ich bin mir nicht sicher. Ich bin mir aber sicher, dass ich noch nicht von den Katzen erzählt habe.

Es sind also vier. Zwei gehören Morgane: Bolek und Minette. Billy-Jean (ja, benannt nach dem Lied eines erst kürzlich verstorbenen Pop-Idols) und Minou gehören zu Jean und Nicolette. Am interessantesten von den beiden ist sicherlich Bolek, ein Tabby-Kater.

Wir machen uns einen Spaß. Wir nennen ihn Jean-Bolek und den anderen Jean-Billy. Wir haben festgestellt, dass alle Franzosen «Jean» heißen: Jean-Paul, Jean-Pierre oder Jean-Luc zum Beispiel und wenn man im französischen von „den Leuten“ spricht, heißen sie „gens“. Lustigerweise kam der Einfall von Jean. Also nennen wir die Kater auch Jean.

Jean-Bolek kommt aus Polen. Er ist eher ein Wildkater und so verhält er sich auch. Bolek und Billy kämpfen häufig, weil es der kleine Billy in seinem jugendlichen Leichtsinn hin und wieder übertreibt und sich dann auch mal ein Tatze einfängt. Morgane hatte ihn gefunden, als sie auf Reisen in Polen war. Er war herrenlos. Ein Landstreicher. Wie ich, denke ich mir und höre wieder Bob Dylan und Mick Jagger singen «How does it feel?», wobei Keith Richard im Hintergrund spielt. Eine Orgel ist auch noch dabei. Es fühlt sich saugut an, denke ich bei mir.

Bolek ist weit gereist: Morgane hatte ihn aus Polen mit in die USA genommen und von dort aus zu ihrem Job in den Niederlanden, dann nach Belgien und wieder zurück hierher nach Rivesaltes. Er und ich verstehen uns von Anfang an: Am ersten Tag entdecke ich ihn schlafend in Maggies Tasche, nachts schläft er bei mir auf dem ausgeklappten Gästesofa im Studio.

Jean Baptiste Bolek ist ein wenig eifersüchtig. Er scheint sich von mir vernachlässigt vorzukommen. Ich wache morgens auf, weil ich ein seltsames Gefühl habe, begleitet von einem seltsamen, nicht starken, Geruch. Es riecht nach nassem Stoff und das Gefühl kommt von einer Pfütze, die eine der Katzen – da Bolek die ganze Nacht drin war, nehme ich an, dass er es war – auf meinem Laken hinterlassen hat. Bolek ist böse. Er und Minou jagen sich durch das Studio. Sie fauchen. Sie können sich nicht ausstehen. Morgane trennt sie regelmäßig und schmeißt Minou aus der Wohnung.

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Wenn ich schreibe, halte ich mich an meine Einträge in dem Tagebuch, das ich unterwegs geführt habe und auch, wenn es ein paar Lücken hier hat, sehe ich die Tage noch genau vor mir, erinnere mich an die kleinen Détails. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass wir an jenem Abend noch eine Modenschau der Friseur-Innung besucht haben, bei der Nicolette, Morganes Schwester und Jeans Frau, die Modelle geschminkt hat. Der Jahrmarkt danach, über den wir nur gelaufen sind und Churros gegessen haben. Wir haben nichts besucht, sind nicht einmal mit dem Karussel gefahren.

Ich erinnere mich, dass ich am nächsten Tag Perpignan besucht habe und es mir nicht gefallen hat. Es war einfach viel zu hektisch, viel zu viele Autos in der Innenstadt. Vielleicht wäre es aber anders gewesen, wenn ich direkt dort gewohnt hätte. Morgane besteht darauf, dass ich mit dem Bus fahre. Ich habe vorgeschlagen, mit dem Rad zu fahren, weil es ja ohnehin nicht so weit sei. Sie sagt, das sei gefährlich. Es gebe ein Lager von «Ziganes» dort. Ich verstehe nicht sofort, begreife dann aber, was sie meint: Sie meint jene Bevölkerungsgruppe, die sich geographisch nicht einwandfrei zuordnen lässt und die unter anderem deshalb in ganz Europa mit allerhand Vorurteilen behaftet ist. Ich nehme den Bus.

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